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Mit dem ''Zauberstab'' Hochschulautonomie zum Erfolg?

© DAAD Vietnam

Die vietnamesische Regierung erhofft sich mit dem „Zauberstab“ der Hochschulautonomie einen großen Sprung zur Qualitätsverbesserung vietnamesischer Hochschulen. Ohne die enge Steuerung durch eine Ministerialbürokratie sollen die Ausbildung besser und arbeitsmarktgerechter sowie die Forschung intensiviert werden. Aber noch gibt es viele Hindernisse und Zweifel, ob dieser Weg zum Erfolg führen kann.

Die vietnamesische Regierung weiß um die große Bedeutung von Wissenschaft und Bildung für die weitere Entwicklung des Landes und arbeitet an Strategien, um nach einem jahrelangen quantitativen Ausbau den Hochschulbereich auch qualitativ zu verbessern. Die Higher Education Reform Agenda (HERA) 2006 versprach mehr Autonomie für die Hochschulen, war in ihrer Umsetzung aber sehr unklar. Zudem sah sie unter anderem vor, bis 2020 eine arbeitsmarktgerechtere Ausbildung an den Hochschulen sowie eine Erhöhung des Anteils von Masterabsolventen (60 Prozent) und Promotionen (35 Prozent) am wissenschaftlichen Personal zu erreichen. Die wissenschaftlich-technologische Forschung und Entwicklung an den Schlüsseluniversitäten sollte ausgebaut und die Haushalte der Hochschulen zu mindestens 25 Prozent aus Projektmitteln durch eingeworbene Forschungsprojekte von Ministerien und der Industrie finanziert werden.

HERA hat viele wichtige Impulse für die Reformierung des vietnamesischen Hochschulsystems gebracht, obwohl viele Ziele konnten und können nicht erreicht werden konnten und können. Beispielsweise liegt der Anteil von Promovenden am wissenschaftlichen Personal an den 236 Universitäten aktuell bei rund 27 Prozent, und die hohe Arbeitslosigkeit unter Hochschulabsolventen begründet sich vor allem darin, dass die zu theorielastige Ausbildung an den Hochschulen dem sich rasch wandelnden Arbeitsmarkt nicht genügt. Zudem sind die Hochschulen weiterhin hauptsächlich Lehranstalten mit viel zu wenig Fokus auf Forschung. Das liegt unter anderem daran, dass die Hochschullehrer ihre geringen Gehälter in erster Linie durch mehr Lehre aufbessern und kaum Kapazitäten für Forschung haben.

Die Steuerung nicht nur des Hochschulsystems insgesamt, sondern auch der einzelnen Hochschulen bis in die Inhalte von Curricula durch eine Ministerialbürokratie ist als eines der entscheidenden Hindernisse für eine positive Entwicklung vietnamesischer Hochschulen ausgemacht worden. Aber die vietnamesische Regierung ist ernsthaft bemüht, die Qualität der Universitäten zu verbessern. Als wesentliche Voraussetzung dafür sollen alle vietnamesischen Hochschulen bis 2020 die volle Autonomie erhalten und in ein wettbewerbsorientierteres Hochschulsystem überführt werden, unter Beteiligung von mehr privaten Hochschulen. In einem Pilotprojekt erproben seit 2015 23 Hochschulen ihre Autonomisierung.

Im November letzten Jahres hat die Nationalversammlung einer Novellierung des Hochschulgesetzes aus dem Jahr 2012 zugestimmt, die Regelungen für eine größere Autonomie der Hochschulen vorsieht. Wichtige Neuerungen sind: Autonome Hochschulen können nun selbständig Studienprogramme und Fachbereiche einrichten, mit Ausnahme der Bereiche Gesundheit, Lehrerausbildung, Sicherheit und Verteidigung. Weiterhin verpflichtend sind in den grundständigen Studiengängen aber Lehrinhalte wie Marxismus-Leninismus, das Gedankengut von Ho Chi Minh, Militärerziehung oder Sport. Grund dafür ist auch, dass die entsprechenden Dozenten meist einflussreiche Parteikader sind, die keine anderen Fächer unterrichten können. Autonome Hochschulen müssen zudem akkreditiert sein und viele Informationen transparent machen (unter anderem Prüfungsergebnisse, Prozentsatz der Absolventen, Qualitätssicherungsmaßnahmen). Weiterhin muss ein unabhängiger Hochschulrat eingerichtet werden, dem auch ein Nicht-Akademiker vorstehen darf, zum Beispiel aus einem Wirtschaftsunternehmen. Das novellierte Gesetz tritt am 1. Juli 2019 in Kraft.

Damit sind wichtige Weichenstellungen für die geplante Autonomie der vietnamesischen Hochschulen ab 2020 gestellt. Aber ob der „Zauberstab“ der Hochschulautonomie, wie der Präsident der seit 2016 vollautonomen Hanoi University of Science & Technology, Prof. Hoang Minh Son, es formulierte, tatsächlich zum Erfolg führen wird, ist noch offen. Denn zu viele Fragen sind bisher ungeklärt, und es herrscht weiterhin eine große Unsicherheit unter den Hochschulen, wie der vom DAAD durchgeführte Workshop „University Autonomy – How to Govern a University“ am 25./26. Oktober 2018 in Danang zeigte. Für viele Hochschulleitungen ist vor allem die zukünftige Finanzierung ihrer Hochschule fraglich, wenn es keine automatische Grundfinanzierung mehr geben wird. Auch die Rolle der Kommunistischen Partei innerhalb einer autonomen Hochschule ist unklar, und viele Hochschulleitungen haben noch keine Erfahrungen, wie sie zukünftig ihre Hochschule selbständig führen sollen. Es fehlt an Expertise und teilweise auch am Willen zu Innovation.

Grundsätzlich aber werden Hochschulautonomie sowie eine freie und unabhängige Wissenschaft von den meisten Hochschulen als Chance begriffen, um vor allem die Qualität in Lehre und Forschung zu verbessern. Allerdings, darin waren sich die Teilnehmer einig, muss der Staat in Vietnam weiterhin für eine angemessene Grundfinanzierung der Hochschulen verantwortlich sein.

(Stefan Hase-Bergen, 11. Januar 2019)

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