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Steigende und sinkende Studierendenzahlen in Vietnam

© HANU

Während die Zahl der Bachelorstudierenden in Vietnam wieder deutlich gestiegen ist, sind die Zahlen bei den Master- und PhD-Studierenden an vietnamesischen Hochschulen weiterhin stark rückläufig. Für die Forschungsperspektiven an den Hochschulen stellen sich damit große Herausforderungen.

Nach etlichen Jahren des Rückgangs der Studierendenzahlen an vietnamesischen Hochschulen konnte das vietnamesische Ministry of Education & Training (MoET) im vergangenen Jahr erstmals wieder einen Anstieg der Zahlen im Vergleich zum Studienjahr 2019/20 vermelden (vgl. auch Blogbeitrag von September 2021). Spannend war die Frage, ob es sich um eine einmalige Erscheinung oder aber generell um eine Trendumkehr handelte.

Mit Blick auf die nun vom MoET und vom General Statistics Office Vietnam veröffentlichten Zahlen kann man sicher davon sprechen, dass das Interesse an einem Studium in Vietnam grundsätzlich wieder gestiegen ist: Zum Stichtag 31.12.2021 waren laut MoET-Vizeminister Hoang Minh Son 1.965.635 Studierende an vietnamesischen Hochschulen eingeschrieben, ein Anstieg zum Vorjahr um beachtliche 10,5 Prozent, zumal die vietnamesischen Hochschulen schon im Vorjahr einen Zuwachs um knapp zehn Prozent verzeichnen konnten.

Allerdings beschränkt sich dieser Anstieg ausschließlich auf die Bachelor-Studiengänge, deren Studierendenzahl sogar um knapp 12 Prozent anwuchs. Mittlerweile sind 1.868.459 aller vietnamesischer Studierender in Bachelor-Studiengängen eingeschrieben, rund 95 Prozent aller Hochschulstudierenden in Vietnam.

Für einen Masterstudiengang an einer der 242 Hochschulen in Vietnam haben sich zum 31.12.2021 nur noch 88.243 Studierende, also nicht einmal fünf Prozent, entschieden. Das bedeutet einen nochmaligen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent.

Noch bedenklicher ist die Situation bei den Doktorandinnen und Doktoranden, die in Vietnam noch zu den Studierenden gezählt werden: Ende 2021 strebten nur noch 8.933 Personen an vietnamesischen Hochschulen eine Promotion an, ein Rückgang zum Vorjahr um 19 Prozent.

Offenbar versprechen sich die Studierenden und vor allem ihre Familien nun wieder vermehrt gute Berufsmöglichkeiten auf dem sich besonders in den Städten rasch wandelnden vietnamesischen Arbeitsmarkt. Trotz deutlich gestiegener Studiengebühren – je nach Fach kostet ein Bachelorstudium inzwischen heute mittlerweile zwischen 800 und 2.000 Euro pro Studienjahr, an den 66 privaten Hochschule teilweise auch noch erheblich mehr – sind Familien wieder bereit, in ein Hochschulstudium ihrer Kinder mit der Aussicht auf spätere gute Karrierechancen zu investieren.

Das gilt allerdings nur für ein Bachelorstudium. Die Gründe für das mangelnde Interesse an einem Masterstudium sind vielfältig: Zum einen sind Masterstudiengänge noch einmal erheblich teurer. Viele Kinder wollen ihren Familien nicht länger zur finanziellen Last fallen, zumal diese oft noch mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen haben, und entscheiden sich nach ihrem ersten Studienabschluss dafür, zunächst eine Arbeit aufzunehmen und Geld zu verdienen. Ein Masterstudium wird dann, wenn überhaupt noch, oft in Teilzeit aufgenommen. Zudem sind die Aufnahmebedingungen vieler Hochschulen für ein Masterstudium verschärft worden. Unter anderem werden nun oft sehr gute Englischkenntnisse vorausgesetzt, die viele Studierende vor allem in den Provinzen nicht nachweisen können.

Wegen der oft unattraktiven Gehälter an (staatlichen) Hochschulen und Forschungseinrichtungen entscheiden sich nur wenige für eine Promotion und eine spätere wissenschaftliche Karriere. In der Industrie sind die Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen zumeist erheblich besser und vielversprechender, wobei eine Promotion und oft sogar auch ein Masterstudium die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht unbedingt verbessern. Das hat auch Auswirkungen auf die Forschungsstipendien des DAAD, der seit Eröffnung der DAAD-Außenstelle im Jahr 2003 noch nie so wenige Bewerbungen aus Vietnam mit dem Ziel einer Promotion erhalten hat.

Vietnamesischen Hochschulen, die über Jahrzehnte fast rein Lehranstalten waren, wollen und müssen sich nun verstärkt der Forschung widmen und benötigen dafür viele gut ausgebildete Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Der gegenwärtige Trend jedoch, dass sich immer weniger vietnamesische Hochschulabsolventinnen und -absolventen für ein Master- oder sogar Promotionsstudium und damit gegen eine wissenschaftliche Karriere entscheiden, ist verhängnisvoll für die Forschungsperspektiven der Hochschulen. Insbesondere besser Verdienstmöglichkeiten und höhere Gehälter an den Hochschulen wären nötig, um eine wissenschaftliche Karriere, die in der Gesellschaft ein hohes Ansehen genießt, attraktiver zu machen.

Was bedeutet das für deutsche Hochschulen? Das Interesse junger Vietnamesinnen und Vietnamesen an einem Studium in Deutschland ist weiterhin sehr groß, deutsche Universitäten und HAW haben weiterhin sehr gute Möglichkeiten, ehrgeizige und oft gut ausgebildete Studierende aus Vietnam vor allem für ein Bachelorstudium zu rekrutieren. Vietnamesische Hochschulen sind im hohen Maße an Austauschprogrammen mit deutschen Hochschulen interessiert, mit der Zunahme englischsprachiger Studienangebote auch verstärkt in beide Richtungen. Schwieriger sieht es dagegen bei der Gewinnung von Master- und PhD-Studierenden aus, die zwar immer besser qualifiziert sind, aber deren Zahl abnimmt, was zu einem verschärften Wettbewerb um diese Zielgruppe führt.

(Stefan Hase-Bergen, 29. November 2022)

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